2024-04-18
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Das Baltikum macht sich frei

Wer in das Baltikum reist, merkt schnell, dass die drei kleinen Staaten an der Ostsee, die früher Teil der Sowjetunion waren, mit dem ‚großen Bruder’ aus Russland nicht mehr viel am Hut haben. Das war schon vor dem Ukraine-Krieg so – und hat sich nun nochmals verschärft. Nun sollen auch die letzten Gemeinsamkeiten auf dem Energiesektor gekappt werden.

In Riga, Lettlands Hauptstadt, will man keine Verbindungen mehr nach Russland (Bild: Pixabay)In Riga, Lettlands Hauptstadt, will man keine Verbindungen mehr nach Russland (Bild: Pixabay)

Die Interessen der drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland zeigen eindeutig Richtung Westen: Seit 2004 sind die Staaten, die zusammen auf knapp sechs Millionen Einwohner*innen kommen, Mitglieder von EU und Nato. Schon lange haben sie vor den Großmachtfantasien eines Wladimir Putin gewarnt und sehen sich durch den Überfall auf die Ukraine am 24. Februar bestätigt. Da in allen drei Staaten auch 30 Jahre nach der Zerfall der Sowjetunion eine russische Minderheit lebt, besteht die Angst, dass sie als nächstes auf der Wunschliste von Putin stehen.

Daher arbeiten momentan alle drei Staaten daran, die letzten Verbindungen mit Russland zu kappen, auch wenn die wirtschaftlichen Verflechtungen bislang groß waren: So ist Russland für Litauen wichtigster Export- und zweitwichtigster Importpartner, auch für Estland ist Russland das wichtigste Importland, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Allein durch die Sanktionen der EU ist allerdings Bewegung in diesen Sektor gekommen und die wirtschaftlichen Beziehungen stark eingeschränkt worden. Das ging sogar so weit, dass Litauen zwischenzeitlich russische Gütertransporte auf dem Weg in die russische Exklave Kaliningrad stoppte und erst auf Drängen der EU einlenkte.

Neben dem Wirtschaftssektor ist das Baltikum auch auf dem Energiesektor noch immer eng mit Russland verflochten. Das soll sich nun allerdings ändern – man will sich unabhängig machen vom Osten und stattdessen selbst für seine Energieproduktion verantwortlich sein. Bislang sind die drei baltischen Staaten seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion synchron mit dem russischen Stromnetz gekoppelt und bilden gemeinsam das Verbundnetz RG Baltic. Bis zum Jahre 2025 sollte das Netz aber ohnehin an das kontinentaleuropäische Netz angebunden werden, wofür bereits neue Stromleitungen nach Polen, Schweden und Finnland geplant sind.

Zusätzlich arbeiten die Staaten vor Ort daran, ihre Wirtschaft auf erneuerbare Energien umzustellen. Seit einigen Monaten laufen die Planungen, den ersten Offshore-Windpark des Baltikums auf den Weg zu bringen. „Eine der größten Aufgaben und Prioritäten der Regierung ist es, zur Lösung der heutigen Energiekrise beizutragen", erklärte erst kürzlich die Ministerin für öffentliche Verwaltung, Riina Solman aus Estland, in einer Pressemitteilung und betonte, dass die Koalitionsvereinbarung vorsieht, dass Estland bis 2030 so viel erneuerbare Energie erzeugen wird, wie es verbraucht.

In der Ostsee vor der Küste des Baltikums sollen bald Offshore-Windparks für die Stromversorgung verantwortlich sein (Bild: Pixabay)

Auch in Lettland laufen die Planungen für Energieunabhängigkeit weiter auf Hochtouren: Das Land bezieht seit Mai keinen Strom mehr aus Russland und hat angekündigt, künftig auch kein Erdgas mehr von Moskau beziehen zu wollen. Stattdessen wird massiv in erneuerbare Energien investiert: So kündigte der lettische Premierminister Krisjanis Karins bei der Gründungsveranstaltung von Latvijas Veja Parki (Lettische Windparks), ein Gemeinschaftsunternehmen des Energieversorgers Latvenergo und der staatlichen Forstverwaltung Latvijas Valsts Mezi (LVM), an, eine Milliarde Euro in Windparks investieren zu wollen. Das wäre eine der größten Investitionen in der Geschichte Lettlands. „Dies ist eine mittelfristige Lösung, die uns helfen wird, vollständig unabhängig zu werden“, sagte der Minister. Bis 2030 will Lettland diesen Status erreichen.

Wirtschaftsminister Ilze Indriksone betonte, dass die geplanten Windparks eine Kapazität von 800 MW haben sollen, um 2,4 TWh pro Jahr an grüner Energie zu erzeugen. Das entspricht etwa 30 Prozent des Energieverbrauchs des letzten Jahres. Unterdessen ist im zweiten Quartal des Jahres bereits der Bau des Windparks Dobele in der Region um Dobele und Tukums gestartet, der voraussichtlich im 3. Quartal 2025 fertig gestellt werden soll.

Keine halben Sachen im Jahr 2022 im Baltikum.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Baltikum, Lettland, Estland, Litauen, Energieversorgung, Strom, Windpark, Investition, onshore, offshore, Windkraft, Russland, Unabhängigkeit
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MW



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