2024-04-20
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Nun also doch: In Polens Windmarkt kommt Bewegung

Vom 3. bis zum 14. Dezember schaut die Welt auf Katowice, wo der nächste Weltklimagipfel stattfindet. Die Stadt im südlichen Polen ist eine der Kohle-Hochburgen des Landes, wo der Strommix noch immer von fossilen Brennstoffen dominiert wird. Allerdings macht die polnische Regierung im Vorfeld des Gipfels der EU nun überraschend einige Zugeständnisse.

Es kommt Bewegung in Polens Onshore-Windmarkt (Bild: Pixabay)Es kommt Bewegung in Polens Onshore-Windmarkt (Bild: Pixabay)

Im September erst machte der polnische Energie-Minister Krzysztof Tchorzewski einen ersten, vorsichtigen Schritt in Richtung der ungeliebten EU: So kündigte er an, den Anteil von Kohle am Energiemix des Landes bis 2050 auf 50 Prozent reduzieren zu wollen (Windmesse berichtete). Nun folgt sogar eine komplette Rolle rückwärts: Die nationalkonservative polnische Regierung unter der PiS-Partei will den Markt für Onshore-Windenergie wieder zum Laufen bringen.

Dabei war sie selbst für den faktischen Ausbaustopp verantwortlich. Im Jahr 2016 wurde zunächst die 10h-Regelung eingeführt, die dafür sorgte, dass neu errichtete Windenergieanlagen eine Entfernung vom zehnfachen ihrer Höhe zu Wohngebäuden haben müssen. Das bedeutet, dass eine 200m hohe Anlage einen Abstand von mindestens 2 Kilometern zum nächsten Wohnhaus haben muss. Die gleiche Regelung hatte bereits in Deutschland vorgemacht, wie effektiv sie beim Aushebeln des Windenergieausbaus sein kann, wie das Beispiel von Bayern zeigt. Eine weitere Hürde für den polnischen Onshore-Markt wurde 2017 eingeführt, als den Gemeinden erlaubt wurde, Steuern auf die mechanischen Teile der installierten Anlagen zu erheben.

Doch in der Zwischenzeit ist der Druck auf Polen gewachsen. Der im kommenden Monat in Katowice stattfindende Weltklimagipfel lenkt die Blicke der Weltöffentlichkeit auch auf die Klimabilanz des Ausrichterlandes. Außerdem sitzt die EU den Polen immer mehr im Nacken, die ihren Mitgliedsstaaten bis 2020 einen Ausbau der erneuerbaren Energien auf mindestens 15 Prozent auferlegt hat. Wird dies nicht erreicht, drohen empfindliche Strafen. Polen konnte 2016, als das letzte Mal offizielle Zahlen erhoben wurden, erst einen Anteil von 11,3 Prozent vorlegen – und die Prognosen für 2020 sahen nicht gut aus.

Nun hat die Regierung offenbar die Notbremse gezogen. Bereits in den vergangenen Wochen kam daher Bewegung in den polnischen Windenergiemarkt, allerdings lag der Fokus aufgrund der erwähnten Beschränkungen zunächst ausschließlich auf dem Offshore-Markt. Polen verfügt in der Ostsee über geeignete Gewässer für den Aufbau einer eigenen Offshore-Industrie, wie auch der europäische Windenergieverband WindEurope kürzlich betonte. Der polnische Übertragungsnetzbetreiber machte deutlich, dass das Netz bis 2026 durchaus 4 GW Offshore-Wind aufnehmen könne. „Offshore-Windkraft wird definitiv ein wichtiger Teil des Mixes“, beeilte sich dementsprechend auch Energieminister Tchorzewski zu betonen. „Wir setzen alles daran, dass die Entscheidung über den ersten Offshore-Windpark vor 2020 getroffen wird.“

Doch das reicht der EU nicht, weshalb nun weitere Maßnahmen folgen. Am Montag wurde eine Ausschreibung für Lizenzen über 1 Gigawatt Onshore-Windenergie gestartet. Außerdem hat die Regierung entsprechende Subventionen für Projekte im Bereich der Erneuerbaren in Aussicht gestellt. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, erklärte Janusz Gajowiecki, Vorsitzender des polnischen Windenergieverbandes PSEW, nun gegenüber der französischen Presseagentur AFP.

Polen muss seinen Anteil an erneuerbarer Energie schnell erhöhen, sonst drohen Strafen durch die EU. (Bild: Pixabay)

Doch damit nicht genug: Zwei weitere Ausschreibungen über insgesamt 2 Gigawatt sollen so schnell wie möglich folgen. Dies ist offensichtlich auch auf einen Meinungswechsel innerhalb der Regierungspartei PiS zurückzuführen, wie Anna Ogniewska von Greenpeace Polen ausführt: „Es gibt unterschiedliche Trends innerhalb der PiS-Partei und es gibt Menschen, die erneuerbare Energien unterstützen. Aber die Mehrheit befürwortet immer noch Kohle, Gas und Geothermie, die ‚greifbarer‘ sind; sie misstrauen ‚schwer fassbaren‘ Quellen wie Wind oder Sonne.“

Ob es nun der Druck durch den Weltklimagipfel, die EU oder doch die schlechte Luft durch Emissionen ist, letztlich zählt, dass in Polens Windenergiemarkt wieder Bewegung gekommen ist.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Polen, Weltklimagipfel, Cop24, Katowice, EU, Strommix, Kohle, Windenergie, onshore, Ausschreibung, 10H
Windenergie Wiki:
Windpark, Offshore, Ausschreibungen, 10H-Regelung



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